Medien stellen ein Abbild gesellschaftlicher und sozialer Wirklichkeit dar. Als exponierte Kräfte fordern sie zu unterschiedlichsten Bewertungen heraus. Wird einerseits eine vermeintliche negative
Wirkung und eine Beschleunigung des Werteverlustes durch sie in der Gesellschaft beklagt, so gibt es andererseits deutlich positive Einstellungen zu ihnen als Mittel zum Lernen, zum Sammeln von
Erfahrungen und zur umfassenden Kommunikation.
Diese Entwicklung fordert immer stärker auch eine medienpädagogische Hilfe für die Erziehung. Vielfach sind Eltern allein gelassen und reagieren entweder übersensibel oder aber überhaupt nicht in
Bezug auf das mediale Alltagshandeln der Kinder. Für Erwachsene ist es oft schwierig, dies nachzuvollziehen.
Der handlungsorientierte Ansatz des Projektes fördert die Kompetenzen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die Medieninhalte differenzierter zu betrachten und zu erkennen.
Sie erlernen die Möglichkeiten von alternativen Ausdrucksmöglichkeiten, welche ihnen die mediale Kommunikation bietet. Ebenfalls werden Informationen zur Mediennutzung von Kindern, Medien und
Familie miteinbezogen. Den Eltern wird die Möglichkeit gegeben, den Medienkonsum der eigenen Familie zu erörtern und zu reflektieren. Die teilnehmenden Familien kommen aus den Landkreisen Gießen,
Marburg-Biedenkopf, Vogelsbergkreis und Waldeck Frankenberg, die Schülerinnen und Schüler besuchen die achten Klassen der Stiftsschule St. Johann in Amöneburg.
Eine Kooperation mit dem Bonifatiushaus Fulda, Medienzentrum offener Kanal Fulda und Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien und Institut für Medienpädagogik und Kommunikation
Das Mediencoaching im Überblick:
Realtimecomic – Digitale Bilderwelten
Hintergrund: Comic sind in allen Generationen bei jungen Menschen beliebt oder beliebt gewesen. Zum Teil geächtet als Medium, das noch weniger Wert ist, als er Groschenroman, zum Teil
geadelt, weil sich mit Asterix Latein besser lernen lässt. Im Unterschied zu einem gezeichneten Comic kommt beim realtimecomic,
oder Echtzeitcomic die bedeutende Komponente des realen zeitnahen Bildes als kreativer Faktor hinzu. Ein realtimecomic ist also eine erzählende Bildgeschichte, mit fotografierten Bildern, die
sich am Erscheinungsbild des Comic in seiner originären Form orientiert.
Im medienpädagogischen Prozess bedeutet dies, die Notwendigkeit verschiedenste Medien zu benutzen und miteinander zu verknüpfen. (Aufnahmegerät, Fotoapparat, Handy oder Digitalkamera, PC mit
entsprechender Software und zur Ausgabe einen Drucker oder zur Veröffentlichung als PDF einen Internetzugang).
Praxis: Nachdem sich die Gruppe eine Geschichte überlegt hat, wird sie fotografisch umgesetzt. Die Bilder werden mit verschiedenen Programmen digital bearbeitet und bekommen so den
Comic-Stil. In Sprechblasen wird dann die Kommunikation (Sätze, Ausrufe) eingefügt.
Computerspiele
Hintergrund: Zu allen Zeiten haben Menschen gespielt. Vom Standpunkt der Evolution ausgehend ist der Zweck des Spielens das Lernen. Für den Spieler jedoch ist es die Unterhaltung und der
Spaß. Spielen bedeutet eine Simulation von etwas, das unter Umständen in der Wirklichkeit vorkommen könnte.
Kinder wachsen heute mit Computerspielen auf und haben diese in ihren Alltag integriert. In der Regel können sie dabei zwischen simulierter und realer Welt unterscheiden. Eltern, die meist ohne
diese Spiele aufgewachsen sind, können die hohe Aktivität der Kinder in der Nutzung dieses Mediums nicht nachvollziehen und Sehen mit Sorge auf diese Spiele. Bisherige Untersuchungen zu Wirkungen von
Computerspielen beziehen sich größtenteils auf Kinder und Jugendliche, kaum eine bezieht sich auf computerspielende Erwachsene. Eltern haben in dieser Gruppe die Möglichkeit, die Spiele ihrer Kinder
und somit auch die Kinder besser kennen zu lernen und sind hinterher in Lage Computerspiele und deren Auswirkungen auf ihr Kind besser zu beurteilen.
Praxis: Kinder und Eltern spielen miteinander und gegeneinander. Durch das gemeinsame Spiel an PC, Wii oder Playstation sollen Eltern und Kinder sowohl die Begeisterung, als auch die Sorgen zu
diesen Medien erfahren, diskutieren und reflektieren.
Mit dem Handy kreativ - Videoclips selber drehen
Hintergrund: Das Handy ist aus dem Alltag von beiden Generationen nicht mehr wegzudenken. Jedoch wird das Medium auch hier zum Teil sehr unterschiedlich genutzt. Erwachsene
telefonieren und schreiben auch eine SMS, während Schülerinnen und Schüler eher weniger telefonieren und eine sehr ausgeprägte SMS – Kultur entwickelt haben. Das Fotografieren, Musik
hören und auch Filmen gehört zum Alltag der Handynutzung der Kinder.
Praxis: Dieser Praxisteil regt die Teilnehmer dazu an, Probleme, mit denen sie durch die Nutzung von Handys täglich konfrontiert sind, mit anderen kritisch zu reflektieren und das eigene
Verhalten zu hinterfragen. Durch das Erstellen eines eigenen Clips lernen sie, das Handy kreativ zu nutzen und durchlaufen in dem Prozess alle nötigen Produktionsschritte – von der Idee, über das
Drehen der Videosequenzen bis hin zu Schnitt und Nachvertonung.
Soziale Netzwerke
Hintergrund:
Bei der Betrachtung des Mediennutzungsverhaltens Jugendlicher und junger Erwachsener zeigt sich eine zunehmend stärkere Integration von Online-Angeboten in den Alltag. Ein zentrales Element dieses
Nutzungsverhaltens ist die Online-Kommunikation mittels Social Networks. Verschiedene und voneinander unabhängige Studien zeichnen das Bild einer häufigen und intensiven Nutzung dieser
Angebote.
Dabei stellen sich die Mitglieder dieser Online-Gemeinschaften innerhalb der Plattformen über individuelle Profile dar. Im Fokus steht für die
Nutzer hier die authentische Selbstdarstellung. Somit können Profile als zumindest teilweise Darstellung der eigenen Identität angesehen werden. Eltern sehen dies nicht unkritisch weil sie sich
selten in den Communities ihrer Kinder auskennen und weil sie sich selbst nicht über die Folgen der Datenpreisgabe ihrer Kinder im Klaren sind.
Praxis: Gemeinsam begeben sich Schülerinnen und Schüler und Erwachsene auf eine Reise durch soziale Netzwerke und analysieren und reflektieren diese. Anschließend berichten sie von
ihren Erfahrungen in einem eigens dazu eingerichtetem Blog.